WIE VIEL GELD GIBT'S FÜR STREUOBST?
DIE GROSSE STREUOBSTUMFRAGE - TEIL 2

ERFAHRE HIER DIE ERGEBNISSE DER UMFRAGE ZU DEN THEMEN PREISNIVEAU, PRESSOBST UND FÖRDERUNGEN IN ÖSTERREICH UND DEUTSCHLAND

"Die konventionelle Streuobstübernahme ist eine konventionelle Biomüllsammlung und hat weder Wert noch Wertschätzung und bringt auch keinen Erlös."


PREISNIVEAU  -  PRESSOBST VS. PREMIUM-PRESSOBST
Der Preis, der für Streuobst bezahlt wird, sei viel zu gering, geben viele der befragten Personen an. Damit die Streuobstwirtschaft eine Zukunft hat, nennen viele Umfrage-Teilnehmende die den Preises für Streuobst als wesentlichen Hebel, um die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen zu erhalten. Hier ist die große Frage, von welcher Streuobstqualität reden wir. Industrieware für Apfelsaftkonzentrat oder Premium-Qualitäten für Premium-Produkte?

Obst-Ankaufpreise 2020



** Die Zahlen in den eckigen Klammer, verweisen auf die Quellen. Diese sind in dem Gesamtbericht zum Nachschlagen vermerkt.

Preisniveau von Pressobst (konventionell und bio)
In der Umfrage wurden Personen aus verschiedenen Branchen zu ihrem Befinden nach dem Preisniveau des Pressobstes befragt. Auffällig ist, dass das Preisempfinden von konventionellem und Premium-Pressobst gegenläufig ist. So wird der Pressobstpreis als schlecht bis sehr schlecht angesehen und der Premium-Pressobstpreis (bio, sortenrein) als gut. Spannend ist auch die Gegenüberstellung des Preisempfindens von Streuobstproduzenten (sie bewirtschaften Streuobstwiesen und verkaufen das Obst) und Streuobstverarbeitern (sie kaufen Pressobst zu).

Österreich und Deutschland
Der Preis für Pressobst liegt in Deutschland 2020 in etwa zwischen 5,50 € und 7,00 € pro 100 kg. Damit liegen die Preise unter denen in Österreich. Bei einem Vergleich der Grafiken aus Österreich und Deutschland ist erkenntlich, dass knapp 40 % der Österreicher den Pressobstpreis als sehr schlecht bewerten, wobei ca. 50 % in Deutschland das Preisniveau „nur“ als schlecht einordnen. 
Das Preisempfinden der Produzenten und der Verarbeiter unterscheidet sich bei den Befragten, wie in den Grafiken erkenntlich, nicht stark voneinander. In Österreich schätzen Verarbeiter das Preisniveau deutlich besser ein als Produzenten.




FÖRDERUNGEN
Nur 12 % der befragten Personen in Deutschland und 30 % in Österreich empfinden das Angebot für Förderungen auf Bundesebene als genügend. Auf Landesebene sehen die Einschätzungen bereits besser aus. 16 % der Teilnehmenden aus Oberösterreich und Bayern empfinden das Angebot als sehr gut oder gut.
In Baden-Württemberg sind es 17 %.
Wir haben uns bereits mit Förderungen für die Streuobstwirtschaft beschäftigt und eine Recherche durchgeführt. Die Ergebnisse der Umfrage und der Recherche überschneiden sich in einigen Punkten. Bundesweite Angebote gibt es wenig. Empfehlenswert ist es, sich im jeweiligen Bezirk bzw. Landkreis direkt an die zuständigen Stellen zu wenden, da sich Förderungen und Förderprojekte von Region zu Region unterscheiden.

Alle Rechercheergebnisse zu Förderungen findest Du in diesem Blogbeitrag.

FAZIT
Fazit - Preisniveau Pressobst
Das Preisniveau für Pressobst wird von vielen Befragten als wichtiger Faktor für die Bewirtschaftung von Streuobst identifiziert. Einerseits ist es wichtig, dass Bewirtschafter die Preise bekommen, die als fair empfunden werden, damit eine nachhaltige Bewirtschaftung möglich ist. Andererseits besteht die Frage, welchen Preis zahlen Verarbeiter für welche Qualitäten und wie kommen sie zu den erforderlichen Mengen? Bei großen Annahmestellen im Agrarhandel werden in der Regel keine Zuschläge für gute Qualitäten gezahlt, wie es einer der Befragten auf den Punkt bringt:

"Die konventionelle ist eine konventionelle Biomüllsammlung und hat weder Wert noch Wertschätzung und bringt auch keinen Erlös."
"Man darf nicht den Fehler machen, das hochwertige Obst ans Lagerhaus zu verkaufen."
"Das Streuobst muss wieder einen Wert bekommen, dann könnte man sich jede Förderung ersparen!!!"
Da der Großteil des konventionellen Pressobstes, das an den Agrarhandel (zB. in Österreich an das „Lagerhaus“) verkauft wird, nur für Fruchtsaftkonzentrate verwendet werden (bspw. vom RWA- Unternehmen „Austria Juice“ mit 15 globalen Produktionsstandorten), gibt es von dieser Seite kein Interesse an höheren Pressobstpreisen. Regionale Mostereien oder Produzenten von Direktsaft haben aber durchaus einen Bedarf an höheren Qualitäten und sind auch bereit, Aufpreise für gute Qualitäten oder sortenreine Chargen zu zahlen.

Hier bräuchte es eine tiefergehende Recherche und Analyse, wie sich der Preis bildet und welche Möglichkeiten es für diesen Marktplatz gibt, wo Angebot und Nachfrage besser zusammenfinden. Auch weil nicht alle Bewirtschafter direkt vermarkten wollen oder können.

Obwohl das Preisniveau für Pressobst in Österreich im Vergleich zu Deutschland besser ist, wird es als deutlich schlechter empfunden. Hier bräuchte es eine tiefergehende Recherche und Analyse, wie sich der Preis bildet und welche Möglichkeiten es für diesen Markt gibt. Einerseits ist es wichtig, dass Bewirtschafter die Preise bekommen, die als fair empfunden werden, damit eine nachhaltige Bewirtschaftung möglich ist. Andererseits ist die Frage, wie viel Verarbeiter bereit sind, für welche Qualitäten zu zahlen, und wie sie zu diesen Qualitäten kommen. Förderungen sind ein wesentlicher Hebel, aber es sollte kein Betriebszweig auf Förderungen ausgerichtet sein.

Fazit - Förderungen
Förderungen sind mit Sicherheit ein zentraler Hebelpunkt, auch wenn man in die Schweiz schaut, wo u. a. durch die aktive Förderpolitik die Trendwende beim Rückgang der Streuobstbestände geschafft wurde. Hier gibt es zahlreiche Lücken in der Förderpolitik, gerade auch wenn man die kulturell-historische Bedeutung von Streuobst betrachtet. Als Gesellschaft müssen wir uns fragen: Wohin fließen die 365 Milliarden Euro vom GAP-Förderbudget der EU-Agrarpolitik? Was möchten wir fördern? Was ist uns die Erhaltung eines jahrhundertealten Kulturguts, die ressourcenschonende Produktion hochwertiger Lebensmitteln, agrarökologische Vielfalt und landschaftliche Schönheit wert?

Bei der Ausgestaltung von Fördermaßnahmen ist es wichtig, dass Streuobstbäume nicht nur als naturschutzfachlich relevante Landschaftselemente betrachtet werden, sondern als landwirtschaftlicher Betriebszweig, wo auch arbeitswirtschaftliche Aspekte (z.B. Mähen der Wiese vor der Ernte) mit bedacht werden. Die derzeitige Ausgestaltung von Fördermaßnahmen wird häufig als komplett realitätsfremd beschrieben. Auch die Erhaltung kleiner Bestände sei wichtig, selbst wenn sie mit dem Rasenmäher gepflegt werden.

"Kein Verbot, Obstbäume zu fällen (als Landschaftselement)! Das Verbot bewirkt in unserer Region genau das Gegenteil, bei einem Sturm wurden viele alte Bäume "ausgerissen"."
"Leistungsabgeltung für Streuobstbäume. Die LSE (Anm.: Landschaftselement) - Regelung ist ein Hohn!!"
"Streuobst darf kein "Nebenprodukt" der Grünlandwirtschaft sein, sondern ein eigener Betriebszweig mit eigenen Förderungen. Streuobst muss aus dem "Öko-Birkenstock"-Image. Das ist eine wichtige Kulturart, die viele Anliegen und Umsetzungen zum Beispiel als Agroforst-System schon lange umsetzt."
"Ich habe sehr viele alte Bäume, ein Absterben ist nur eine Frage der Zeit. Wenn ich jetzt junge pflanze und die alten stehen lasse, solange sie noch können, gilt die jetzige Neupflanzung nicht als solche, wenn die alten dann wirklich eingehen. Abstandsregeln bzw. Kronendurchmesser der jungen bevor die alten umbrechen ..."

Die große Frage ist auch, was wird gefördert? Die Pflanzung? Die Pflege? Ökologische Maßnahmen? Ist es eine Direktzahlung oder eine indirekte Förderung?
In Großbritannien gibt es etwa im Rahmen der 
„Cider und perry duty“ eine indirekte Förderung von Kleinverarbeitern durch eine steuerfreie Grenze: bis zur Verarbeitung und Vermarktung von 7.000 l müssen Verarbeiter von Cider oder Perry keine Steuern abführen, was zu einem regelrechten Boom in diesem Segment und einer regelrechten Vielfalt regionaler Produkte geführt hat.

Die nächsten Kapitel
Bei den nächsten Kapitel der Auswertung der Streuobstumfrage geht es um die Themen:
  • Streuobstbewirtschafter
  • Obstverarbeiter
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WIE STEHT ES UM DIE STREUOBSTWIESEN?
DIE GROSSE STREUOBSTUMFRAGE - TEIL 1