"Die Motivation mit Obstraupe
ist einfach anders."
Waldbothgut, Familie Huber
Linz, Oberösterreich
Steckbrief
– Landwirtschaftlicher Familienbetrieb
– Arrondierte Streuobstwiese
– rund 80 Apfel-, und Birnbäume
– zusätzlich Zwetschken und Kirschbäume
– eigene Verarbeitung zu Saft, Most und Edelbränden
– Selbstversorgung und Bewirtung von Gästen
– Verkauf von Überschüssen an regionalen Saftproduzenten
Wie angepasste Technik die Streuobsternte erleichtert
und die Jungen für's Obst begeistern kann.
Auf die Obstraupe ist Familie Huber beim „Tag der alten Obstsorten“ in Gutau / Mühlviertel gestoßen. Bis dahin hatte die Familie die Früchte ihre rund 80 Apfel- und Birnbäume überwiegend händisch vom Boden gesammelt. Erfahrungen mit Erntetechnik machten die Hubers durch einen „Rollkorb“, der jedoch wieder aufgegeben wurde, weil er ihren Ansprüchen nicht optimal entsprochen hat. Durch das Prinzip einer schonenden und effizienten Obsternte neugierig geworden, bestellte die Familie für die Obstsaison 2018 eine Obstraupe „Black Beast“ und testete diese im reichen Obstjahr auf Herz und Nieren. Wir besuchten den Hof der Familie an einem Septembermorgen 2018 und fragten den Landwirt nach den gemachten Erfahrungen.
Das Waldbothgut am Rande von Linz, in der Nähe zu St.Florian in Oberösterreich, liegt in ländlicher Idylle und wird vom Paar Franz und Karin Huber geführt. Die ruhige Lage und das traditionsreiche Vierkant-Hofgebäude des Waldbothguts hat die Familie als Potential erkannt und bietet – umgeben von Feldern, Wiesen und Wäldern – Urlaub am Bauernhof für Erholungssuchende an. Aber auch weitgereisten Touristen, wie erst unlängst einem älteren japanischen Paar, das zu später Stunde noch auf der Suche nach einer Unterkunft war, bietet der Hof eine willkommene, authentische Bleibe, wie uns Landwirt und Gastgeber Franz Huber bei unserer Ankunft erzählt.
Ähnlich traditionell, gediegen und idyllisch präsentiert sich uns der Obstgarten an der Rückseite des Hofes, zu dem uns der Landwirt führt. Apfel-, Birnen-, Zwetschken- und Kirschbäume unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen Alters lassen uns, eingebettet in saftiges Grün, staunen, welche landschaftliche Schönheit eine Streuobstwiese an einem sonnigen Septembermorgen bereithalten kann.
Als wir nach dem Arbeitsablauf bei der Obsternte fragen, schlägt unser Gastgeber eine Demonstration vor. Mit Traktor samt Hecklade kommt er rückwärts auf die Fläche gefahren. Die Abstände der einzelnen Bäume sind, wie bei Streuobstwiesen üblich, groß genug, sodass sich die Hecklade an verschiedenen Plätzen im Obstgarten problemlos als mobile Sammel- und Sortierstation einrichten lässt. Sobald diese in Position gebracht wurde, stellt Landwirt Huber den Sortiertisch auf. Dieser ist im Falle der Familie „Marke Eigenbau“ und durch ein fertig gekauftes Gitter aus dem Baumarkt und einer Holzrahmenkonstruktion mit zwei Stehern aufgebaut. Zusätzlich lässt sich der Sortierrost durch das Verstellen der Beine in der Höhe regulieren und erlaubt so ein bequemes Arbeiten für Personen verschiedener Größe.
"Wia ma am best'n fohrt des kriegt ma ins Gfüh."
Nun kommt die Obstraupe zum Einsatz, die, sichtlich noch vor kurzer Zeit in Betrieb, im Hof vor Regen geschützt gelagert worden war. Wie wir erkennen können, hat Praktiker Huber unsere Erfindung durch eine improvisierte Schutzhülle ergänzt, um den Akkuschrauber vor nach oben spritzendem Schmutz zu schützen. An dieses Detail hatten wir noch nicht gedacht - aber es scheint uns eine sinnvolle Ergänzung zu sein. An der Fahrweise des Bauern, der das Gerät zum Aufsammeln geschickt vor und zurück bewegt, erkennt man die Routine, die sich nach einer reichen Ernte bereits eingestellt hat. „Wia ma am best´n fohrt kriagt ma ins Gfüh“, beteuert Franz Huber. Dieser hat das Auflesen mit der Maschine vorwiegend selbst übernommen, während die Sortierarbeit von seiner Frau und den Kindern gemeistert wurde. Besonders gut funktioniert das Aufsammeln nach seiner Erfahrung bei kurz gemähtem Gras, obwohl die Maschine auch mit höheren Graslängen gut zurechtkommt, ergänzt der Landwirt. Nach seiner Erfahrung sollte dafür spätestens Mitte August das 1. Mal rund um die Bäume gemäht werden. Das Mähgut sollte dann außerdem von der Fläche abtransportiert werden. Die Grasnarbe unter den Bäumen sollte trotzdem kräftig sein damit das Obst weich fällt. Er bezieht sich hier auf das extrem trockene Jahr 2018, das die Grasnarbe auch am Waldbothgut etwas in Mitleidenschaft gezogen hat.
In der Zwischenzeit ist die Kiste der Obstraupe voll. Diese wird nun nach hinten abgestellt und das Obst aus der Kiste auf den nahestehenden Sortiertisch geleert. Während des Sortiervorganges wandert das schöne, intakte Obst nach unten in die Hecklade, während faule und unbrauchbare Früchte, sowie angefallenes Laub unter den Sortiertisch in die Wiese geworfen werden. Die Arbeit wird durch eine leichte Neigung des Sortiertisches unterstützt, wodurch das Obst von selbst ins Rollen kommt.
"I hob glaubt, dass ihr mit da Hand klaubts,
drum bin i herinnen blieb'n. Wenn i g'wusst hätt,
dass ihr mit da Obstraup'n klaubts, wa i eh kuma."
Auf unsere Frage hin, was sich für die Familie bei der Ernte mit der Obstraupe verändert hat, antwortet der Bauer, dass der Arbeitsablauf an sich recht ähnlich geblieben ist. Nach seiner Erfahrung ist es insgesamt ein schöneres Arbeiten mit dem Gerät. Er betont, im Vergleich zur händischen Ernte, die kreuzschonende Arbeitsweise, die er bereits nach dieser Saison deutlich gespürt hat. Er fügte hinzu, dass die Familie auch beim händischen Klauben, wenn alle zusammen helfen, sehr große Mengen schafft. Die Motivation zum Klauben ist aber mit dem Gerät entscheidend größer, um die ansonsten sehr anstrengende Arbeit zu erledigen. Da sind sich alle Generationen einig. Nach anfänglicher Skepsis über das Gerät zeigte sich die Senior-Bäuerin erstaunt darüber, wie gut das Gerät funktioniert. Dazu kommt, dass die Jungen deutlich motivierter sind mit der Obstraupe zu ernten. Dazu erzählt uns Herr Huber eine Anekdote:
Die ganze Familie war Obstklauben, nur sein Sohn war nicht gekommen. Er wundert sich, wo er bleibt und geht ihn schließlich suchen. Als er ihn findet, antwortet dieser: „I hob glaubt, dass ihr mit da Haund klaubts - do bin i herinnen blieb´n. Wenn i g´wusst hätt, dass ihr mit da Obstraupn klaubts, wa i eh kuma“.
Den Fall, dass die Notwendigkeit, die Jungen zum Ernten zu motivieren zunehmend wichtiger wird, kennt Franz Huber auch von verschiedenen Kollegen, denen es mit dem Nachwuchs oft ähnlich ergeht. Wir freuen uns über das Kompliment an die Obstraupe von Seiten der Jungen. Sind es doch diejenigen, welche auch in Zukunft das Obst ernten und verarbeiten müssen, soll eine nachhaltige Streuobstkultur gepflegt werden.
"Bei 6-7 Cent, do greif i nix mehr au –
do is ois z'spät – a mit da Obstraupe."
Nach der Demonstration der Ernte fragen wir den Landwirt noch nach der Verarbeitung seiner Früchte. Das Obst wird größtenteils am Waldbothgut selbst zu Saft, Most und Edelbränden verarbeitet. Die Produkte werden für die eigene Familie, wie auch für die Bewirtung der Gäste verwendet. Für diese stellen die Produkte aus eigener Erzeugung selbstredend einen wichtigen Teil der „Urlaub-am-Bauernhof-Erfahrung“ dar. Überschüsse aus der Ernte werden an einen regionalen Saftproduzenten verkauft, der für die Ware vernünftige Preise zahlt. 13 Cent/kg für Birnen und 18 Cent/kg für Äpfel waren es 2018 im Vergleich zu allgemein üblichen 6-7 Cent / kg.
„Bei 6-7 Cent, do greif i nix mehr au – do is olles z´ spät – a mit da Obstraupe“, findet Franz Huber klare Worte für die niedrigen Preise, die in der Branche üblich sind und wir können nur zustimmend nicken. Diese Darstellung des Landwirts zeigt uns zum Abschluss deutlich auf, dass neben Arbeitshilfen bei der Ernte weitere Aspekte wie der Marktpreis wesentlichen Einfluss auf die Zukunft der Streuobstkultur haben werden.
Nach dem freundlichen Empfang auf dem Waldbothgut und der eindrucksvollen Demonstration sowohl des Obstgartens als auch der Obsternte bedanken wir uns bei der Familie Huber und machen uns auf in Richtung unseres nächsten Ziels.