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DIE ZUKUNFT DER LANDWIRTSCHAFT IST KLEINBÄUERLICH

Was ist die Zukunft der Landwirtschaft? Eine Bildersuche auf einer Suchmaschine des Vertrauens meint: Große Traktoren und Landmaschinen, Drohnen, Agrarroboter, Vertical Farming. Vor diesem Hintergrund irritiert es erstmal, wenn die beiden BOKU-Absolventen und Gründer von Organic Tools, David Brunmayr und Lukas Griesbacher, von der Zukunft der Landwirtschaft sprechen und Kleingeräte für die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen meinen. Der Erfolg spricht für sie: Seit der Gründung von Organic Tools 2018 setzen bereits über 1.300 Kund:innen auf ihre Auflesemaschine „Obstraupe“ und ernten Mostobst, Walnüsse oder Edelkastanien.

Eine Obst Auflesemaschine im Einsatz.

In einer Zeit, in der die Gesellschaft und insbesondere die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen steht, ist Organic Tools einer der Pioniere, welcher die Zukunft der Landwirtschaft mitgestalten möchte und Landtechnik neu denkt. Die Obstraupe ist dabei erst der Anfang. Aktuell arbeitet das Team intensiv an der Entwicklung von einem elektrischen, modularen Geräteträger für diversifizierte Kleinbetriebe. "Technik und Nutzung formt Landschaft.", meint David Brunmayr,


"Diese ausgeräumte Kulturlandschaft mit Riesenäckern und Grünlandeinöde ist ein Auswuchs der energieintensiven, industrialisierten Landwirtschaft mit wenigen Leuten und großen Maschinen.“

Die beiden Gründer sind davon überzeugt, dass die Landwirtschaft der Zukunft kleinstrukturiert und divers ist. Lukas Griesbacher hat nach dem Studium der Agrarwissenschaften den Master Sozial-Ökologie absolviert und sich intensiv mit Fragestellungen von Landnutzungswandel und Nachhaltigkeit beschäftigt:


"Ironischerweise sind gerade kleinstrukturierte Betriebe am energieeffizientesten. Sie sind größeren Betrieben überlegen, weil sie das, was sie tun, auf die Besonderheiten des Bodens abstimmen können und nicht etwas anbauen, das nicht wirklich funktioniert. Die Wertschöpfung und der Energieoutput pro Hektar und Input sind in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft ein Vielfaches im Vergleich zur industriellen. Unsere durchdachten Werkzeuge sollen diese Betriebe weiter stärken."

Ein Radltrog voller Äpfel

Mit dem Fokus auf Streuobstbau haben die Gründer einen landwirtschaftlichen Betriebszweig gewählt, der als rückständig gilt. Für Brunmayr lag genau dort die Faszination. Nach seinem BOKU-Master in Ökologischer Landwirtschaft rettete er beim Verein Arche Noah alte Obstsorten, die sie mit dem Obstteam auf alten bäuerlichen Streuobstwiesen entdeckten. Diese traditionellen Agroforstsysteme waren noch vor 60 Jahren Standard in der Landwirtschaft bevor 85-90% der Bestände gerodet wurden. Die verbliebenen „letzten Waldgärten Europas“ sind wertvolle Genreservoirs für die Selektion und Züchtung von resilienten Sorten und extrem artenreicher, wichtiger Rückzugsraum für die biologische Vielfalt.


David Brunmayr ist davon überzeugt, dass Agroforst und diversifizierte Landwirtschaft die Zukunft ist und Streuobst ein wichtiger Abschnitt auf diesem Weg: "Bäume in der Landwirtschaft sind ein zentraler Schlüssel für die Bewältigung der Klima- und Biodiversitätskrise. Streuobst ist Heimat und Geschichte, Agroforst zum essen und trinken. Wenn wir mehr Agroforst wollen, ist es essentiell, dass wir auf dieses jahrhundertealte Kulturgut genauso wie auf diesen Wirtschaftszweig aufbauen."

Organic Tools ist bemüht, systemische Hebel zu finden, um diese Form der Landwirtschaft zu stärken und mit "Werkzeugen für großartige Kleinbauern und Kleinbäuerinnen" ihre Kund:innen bei ihrer Arbeit bestmöglich zu unterstützen. Lukas Griesbacher möchte nicht nur Produkte verkaufen, sondern auch neue Paradigmen aufzeigen:


"Die Obstraupe ist nicht nur ein Werkzeug zum Obstklauben, sondern sie erzählt auch eine Geschichte von einer Landwirtschaft, wo Mensch und Natur zusammenarbeiten. Wo Technik dem Menschen dient und nicht umgekehrt. Von einer Agrarkultur, mit mehr Hand, Hirn und Herz pro Hektar, die in den Traditionen verwurzelt ist, und die Zeichen der Zeit erkennt."
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